Strategie - Beprobung - Übergabe
Jedes Bodendenkmal ist einzigartig, deshalb gibt es keine allgemein gültige Beprobungsstrategie. Eine frühe fachliche Einbindung der Archäobotanik erlaubt das gemeinsame Entwickeln einer soliden Vorgehensweise, die einerseits die statistischen Notwendigkeiten im Blick hat, andererseits keine unüberschaubaren Probenberge liefert. Ein Rapid Scan zu Beginn der Grabung hilft dabei, indem mit möglichst geringem Aufwand mindestens eine exemplarische Probe einer Schnell-Einschätzung unterzogen wird. So liegen belastbare Informationen zur Erhaltungsform der Pflanzenreste, zur Güte der Erhaltung und zur Funddichte vor.
So wie für die gesamte Grabung fachliche Kompetenz selbstverständlich ist, muss auch die Bergung archäobotanischer Proben nach validierten Feldmethoden erfolgen. Übersichtlich aufbereitete Informationen und Erklärvideos hierzu hält zum Beispiel das Departement Umweltwissenschaften der Universität Basel und der Forschungsbereich Archäobotanik der CAU Kiel bereit:
Link zur Zusammenstellung der IPNA
Link zur Fachbereichsseite der CAU
Wichtiges zur Vorgehensweise in Kürze:
Wie?
Im Idealfall wird die gesamte Grabungsfläche systematisch beprobt, z. B. mithilfe eines Flächenrasters. Sichtbar fundreiche Schichten und auffällige Befunde werden zusätzlich beprobt, indem Material aus verschiedenen, über die ganze Ausdehnung der fraglichen Schicht verteilten Bereichen entnommen wird. Vorratsfunde und Grabinhalte werden vollständig geborgen. Bei komplizierter Stratigraphie ist zusätzlich das Entnehmen von Stechkasten-Profilen hilfreich.
Wie bei jedem archäologischen Fund gilt: Bodenproben erhalten Fundzettel mit den üblichen Informationen zu Grabungsort, Befund etc. Es hat sich bewährt, die Fundzettel sowohl der Probe beizulegen als auch in weiterer Ausfertigung außen am Probenbehälter zu befestigen. Eine archäobotanische Auswertung ist nur im Zusammenhang mit Befund und Datierung sinnvoll.
Wieviel?
Jede Probe sollte 10 Liter Sediment umfassen, wenn die Befundgröße es zulässt. Auch bei kleinen Grabungen müssen mehrere (am besten mehr als 10) Proben entnommen werden, um die Aussagekraft der Daten zu festigen. Bei Feuchterhaltung kann die Sedimentmenge auf 3 Liter reduziert werden. Für spezielle Fragestellungen, die seltene Nachweise betreffen, sind 30 Liter- bzw. 5 Liter-Proben sinnvoll.
Womit?
Nicht transparente Eimer mit dicht schließendem Deckel sind praktische Probenbehälter. Sie sind stabil, stapelbar, schützen das Material vor Sonneneinstrahlung und erhalten zumindest für eine gewisse Zeit die Bodenfeuchte - das ist wichtig, um die Funde bis zur fachgerechten Aufbereitung vor Schäden zu schützen. Die Informationen, die der Fundzettel liefert, können der Probe auch auf einer Plastikkarte beigefügt werden. Das Beschriften von in Gärtnereien üblichen Steck-Etiketten mit Bleistift hat sich bewährt.
Wohin?
Sedimentproben, die trocken erhaltene, also z. B. verkohlte, Pflanzenreste führen, sind bis zur Übergabe ans Archäobotanik-Labor drucksicher und vor Sonne geschützt zu lagern. Ist mit Feuchterhaltung zu rechnen, müssen die Proben unbedingt kühl aufbewahrt werden, am besten bei etwa 5 Grad Celsius.
Wofür?
Es ist rechtzeitig zu klären, ob die Proben auch Grundlage für Untersuchungen anderer Disziplinen sind, damit bei der Lagerung und labortechnischen Aufbereitung darauf Rücksicht genommen werden kann.